Segelmanöver

Manöver: Wenden

Wenden bedeutet, mit dem Schiff durch den Wind auf den anderen Bug gehen. Dabei beträgt die Kursänderung 135 Grad oder 12 Kompaß-Striche. Beim Wenden wird der Druck auf dem Vorschiff verringert und der Segeldruck auf dem Achterschiff vergrößert, damit das Schiff zügig durch den Wind drehen kann. Der Vorteil bei diesem Manöver ist, daß es schnell geht und man kaum Raum verliert. Allerdings ist es nur bei mäßiger bis frischer Brise möglich. Das ganze Mänöver teilt sich in fünf einzelne Kommandos auf:

  1. Klar zum Wenden: Auf dieses Kommando wird an Deck alles vorbereitet. Die Brassen müssen "klar zu Laufen" sein. Ist alles klar, läßt man das Schiff etwas abfallen, um gute Fahrt für das Manöver zu haben.
  2. Luv zum Wenden: ist das Kommando für den Rudergänger, der das Ruder nun langsam nach der Luvseite überlegt. Der Besanbaum wird mittschiffs geholt, um achtern mehr Druck auszuüben.
  3. Ree (Ruder in Lee): Das Ruder wird unter Berücksichtigung des Trägheitsmomentes des Schiffes nach Lee gelegt, bis das Schiff in den Wind dreht. Auf das Kommando "Ree" werden auf der Back die Vorschoten aufgefiert, die Fockschot gefiert und den Fockbrassen Lose gegeben, damit der Segeldruck vorne verringert wird und das Schiff etwa einen Strich von der alten Seite in den Wind gehen kann.
  4. Rund achtern: Wird es zur rechten Zeit gegeben, schwenken die Achtertoppen von selbst durch den Druck des Windes herum. Die Brassen müssen entsprechend schnell durchgeholt werden. Da das Schiff nun weiterdreht, werden schnell die Stagsegel übergenommen und der Besanbaum abgefiert, ebenso werden die Groß-Segel und Bagien wieder beigesetzt. Das Schiff dreht unter dem Druck des back stehenden Vortopps schlank weiter.
  5. Rund vorn: Aufgrund der Drehbewegung des Schiffes füllen sich die Achtertoppen. Mit dem Kommando "Rund vorn" werden die Vorrahen jetzt gegen den Wind herumgeholt. Hat das Schiff seine Fahrt verloren und beginnt "über Steuer" zu gehen, so muß das Ruder umgelegt werden, um die Drehung weiter zu unterstützen. Ist der Vortopp herumgebraßt, wird das Schiff auf dem neuen Bug an den Wind gebracht und weiter "beim Wind" gesteuert.

Manöver: Halsen

Halsen heißt, mit dem Schiff mit dem Wind auf den anderen Bug gehen. Hierbei beschreibt das Schiff einen Bogen von 20 Strich oder 225 Grad. Dieses ist das einzig mögliche Manöver bei schweren Wetter. Beim Halsen wird der Segeldruck auf dem Achterschiff verringert und auf dem Vorschiff verstärkt, um schnell vor dem Wind herum zu drehen, damit nicht mehr Raum als unbedingt nötig verloren geht. Das Manöver besteht aus vier Hauptkommandos.

  1. Klar zum Halsen: Es wird alles vorbereitet, um die Toppen klar herumbrassen und Stagsegel und Vorsegel zu gegebener Zeit klar übernehmen zu können. Besane, Gaffeltoppsegel und die achteren Stagsegel werden weggenomen, Groß-Segel und Bagien dichtgegeit.
  2. Fall ab zum Halsen: Der Rudergänger legt das Ruder gleichmäßig hart nach Lee über.
  3. Braß lebend achtern: Die Rahen von Groß- und Kreuztopp werden soweit aufgebraßt, daß der Wind längs der Rahen weht und die Segel so lose hält, daß sie keine vorwärts treibende Kraft mehr ausüben. Das Schiff wird jetzt infolge der "hart Ruderlage" und durch die voll stehenden Vorsegel, Vortopp und die Mittelstagsegel schnell abfallen.
  4. Rund vorn: Bevor das Heck durch den Wind geht erfolgt das Kommando "Rund vorn". Will oder muß man so schnell wie irgend möglich anluven, kann man die Vorrahen bei "Vierkant" verhalten.
  5. Braß an überall: Geht das Heck durch den Wind, folgen noch die Kommandos "Stagsegel über", "Heiß Achterstagsegel" und "Hol aus Besane", um das Anluven über dem neuen Bug zu unterstützen. Kommt der Wind bereits klar von der neuen Luvseite erfolgt das Kommando "Braß an überall". Alle Toppen werden über de neuen Bug an den Wind gebraßt. Groß-Segel und Bagien werden wieder beigesetzt.

Manöver: Backhalsen

Beim "Backhalsen" will man vermeiden, daß das Schiff so viel an Höhe verliert wie beim normalen Halsmanöver. Dazu luvt man zunächst energisch an, um Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Steht das Schiff, so wird es durch Rundbrassen des Vortopps und Bergen des Besans zum Abfallen gezwungen. Dabei dreht es fast auf der Stelle mit dem Heck in den Wind, bis die Segel vollstehen. Der Abschluß des Manövers entspricht dem letzten Teil des Manövers "Halsen".

Quelle: Das Große Buch der Windjammer